Sabine Ehlers

Aus der Einführungsrede zur Ausstellung „Von Fern und Nah“ im Arbeitsgericht Bielefeld am 15. März 2024

Sehr geehrte Gäste,

Sie sind heute hierhergekommen um gemeinsam mit dem Ehepaar Bock diese Ausstellung zu erleben. Ein Künstlerpaar stellt gemeinsam aus, das ist schon etwas Besonderes. Denn hier geht es nicht so sehr um Gemeinsamkeiten, sondern eher um die je eigenen Sichtweisen und daraus folgernd die Gestaltungsweisen. Über das je Eigene und über das doch auch Gemeinsame möchte ich heute hier versuchen Ihnen etwas zu erläutern: Schon der gewählte Titel der Ausstellung „Von Fern und Nah“ macht die zwei Positionen deutlich. Astrid steht für das Ferne und Henning für das Nahe.

(…)

Liebe Astrid, Du bist Malerin und dein Ausgang für die eigenen künstlerischen Arbeiten ist die Ferne: du siehst die Landschaften, die dich faszinieren und beeindrucken, das Meer und seine Küsten, ebenso wie das Watt. Aber auch die italienischen Landschaften und Bäume lassen dich genauer hinsehen. Du gehst mit Stiften, Aquarellfarben und Papier in die Landschaft und fertigst Skizzen und farbige Bilder an, um den Verlauf der Landschaft, ihre Räumlichkeit ihre Besonderheiten zu erfassen und zu verstehen. Auch dich beeindruckt die Natur und ihre Zusammenhänge, diese willst du möglichst genau verstehen und wahrnehmen. Aber auch dir geht es nicht um das exakte Wiedergeben der gesehenen Landschaft. Deine künstlerische Arbeit fängt im Atelier an. Die Naturskizzen sind das Ausgangsmaterial, welches dir als Vorlage für deine künstlerischen großen Acrylbilder dient. Nun kommt die eigene künstlerische Auseinandersetzung, und es geht um werkimmanente Gestaltungsprobleme, wie die räumliche Darstellung der Tiefe mittels Farben und Formen. Ebenso wichtig ist die Abstrahierung der Landschaftsvorgabe, welche Teile können reduziert werden um dadurch die Essenz, also die Wahrheit der Landschaft darzustellen. Wo gibt es eine Horizontlinie, die die Elemente trennt oder auch verbindet. Mit welchen Farben kann die Stimmung einer Landschaft, aber besonders auch das Gefühl dieser Landschaft gegenüber verdeutlicht werden. Die Fläche und die Linie, oft mit großer Geste erobern die Leinwand. Wobei Astrid gegenüber Henning die Möglichkeit zur Korrektur hat, eine Farbe oder Form kann übermalt werden, ein neuer Ansatz gefunden werden. Große Bäume füllen das Bildformat aus, bei einer älteren Serie, die hier gezeigt wird. Die Größe und das mächtige Volumen der Bäume sprengt das Bildformat und kräftige Farben zeigen die Lebendigkeit und Fülle des Lebens in diesen Bäumen.

Bei einigen Bildern können Sie eine schrundige Oberfläche der Erde erkennen, hier hat Astrid Pigmente und Erden in ihre Farben gemischt, um dadurch die Materialität des Grundes zu verdeutlichen und zu erhöhen. Sie werden aber auch großformatige, sehr zarte und besonders reduzierte Aquarelle sehen. Das besondere daran sind die sehr bewusst gesetzten wenigen Linien die wie ein Hauch eine Landschaft hervorzaubern. So ist auch bei Astrids Malerei die Natur der Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Arbeit. Sie beeindruckt uns durch die Reduktion der Formen und die Wahl der Farben, sodass wir in die vielseitigsten Landschaftsformationen eintauchen können.

Ja, und was verbindet diese Künstlerpaar? Natürlich das Sehen der Natur als Wegbereiter ihre jeweilen künstlerischen Arbeitsweisen. Die Achtung und Wertschätzung der sie umgebenden Natur öffnet ihre Kreativität und Freude an der Gestaltung eigener Werke. Dieses Tun ist für beide eine große, besondere Gabe, die sie und vor allem uns als Betrachter bereichert. Denn nur Astrid und Henning können diese Werke schaffen und uns heute hier präsentieren.

Denken Sie daran, die Arbeiten sind zu kaufen, damit sie zu Hause die tägliche Freude haben immer wieder anders mit dem jeweiligen Werk Zwiesprache zu halten. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Betrachten.

@ Sabine Ehlers